Hassreden zurückdrängen: Gemeinsames Vorgehen seitens Technologie, Regierung und Gesellschaft

Der nachfolgende Artikel wurde auf Bahá’í World News Service veröffentlicht und kann hier im englischen Original gelesen werden: 

Tackling hate speech at nexus of tech, government, and civil society 

GENF, SCHWEIZ. Um die Herausforderung der zunehmenden Hassreden im Internet zu bewältigen, bedarf es nach Ansicht der Internationalen Bahá’í-Gemeinde (BIC) einer viel engeren Zusammenarbeit zwischen dem Technologiesektor, der Regierung und Organisationen der Zivilgesellschaft. Dies war das Thema einer Podiumsdiskussion, die kürzlich vom Genfer Büro der BIC im Rahmen des RightsCon-Gipfels, einem jährlichen internationalen Forum zu Menschenrechten im digitalen Zeitalter, veranstaltet wurde. 

Das BIC-Forum brachte den Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Religions- und Glaubensfreiheit, Ahmed Shaheed, eine Treuhänderin des Meta´s Oversight Board, Kristina Arriaga, und eine Forscherin von Human Rights Watch, Tara Sepehri Far, zusammen, um die Herausforderungen bei der Bekämpfung von Hassreden im Internet im Zusammenhang mit der Desinformationskampagne gegen die Bahá’í im Iran zu untersuchen. 

„Hassreden schaffen letztlich eine Kultur des Hasses, in der Gruppen nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden, in der der soziale Zusammenhalt untergraben wird und in der Spaltungen Wurzeln schlagen können, die sich auf jeden Aspekt der Beziehungen zwischen Einzelpersonen, Gemeinschaften und Regierungsinstitutionen auswirken“, sagte Simin Fahandej, eine Vertreterin des Genfer Büros. 

Frau Arriaga, Mitglied der Aufsicht des Technologieunternehmens Meta, das Facebook, Instagram und WhatsApp betreibt, erklärte, dass soziale Medien zwar ein wichtiges Instrument für Menschenrechtsaktivisten sind, aber auch zur Verbreitung von Hasspropaganda genutzt werden können, wie im Fall der Bahá’í im Iran. 

Meta hat daraufhin ein Aufsichtsgremium eingerichtet, das die Inhalte beobachtet und Handlungsstrategien für den Umgang mit diesen Materialien festlegt, so Arriaga. Dieses Gremium hat auch begonnen, mit betroffenen Gruppen und Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, damit Hassreden gekennzeichnet und überwacht werden können. 

Trotz dieser Bemühungen stellten die Teilnehmer fest, dass die Content-Moderation – sei es manuell oder algorithmisch – äußerst schwierig ist. „Es ist nicht einfach zu wissen, wo man die Grenze zu Hassreden ziehen soll“, sagte Frau Sepehri Far. 

Sie fügte hinzu: „Online-Plattformen müssen mehr in Ressourcen investieren, um nicht nur [nicht englische] sprachliche Inhalte, sondern auch den gesellschaftlichen Kontext zu verstehen.“

Frau Arriaga stimmte dem zu und sagte, dass „das Ausmaß des Problems … es für die Menschenrechts-Community notwendig macht, [Zeit] in die Tech-Gemeinschaft zu investieren, um zu lernen, wie man … mit Algorithmen arbeitet und wie man Wissen über Menschenrechte in den Tech-Sektor einbringt“.  

Die Podiumsteilnehmer merkten an, dass Hassreden zwar darauf abzielen, die Bevölkerung zu spalten, dass aber Foren wie das von der BIC geschaffene Forum die Diskussionen auf eine grundsätzliche Ebene heben und zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren führen können, um die Probleme zu bewältigen. 

In den Diskussionen wurde auch deutlich, dass trotz der wichtigen Rolle, die Online-Plattformen und Medienunternehmen bei der Bekämpfung von Hassreden spielen müssen, das Problem nicht allein durch technische Lösungen bewältigt werden kann. 

[Es gibt] eine ganze Reihe von Normen, Verhaltensweisen, Möglichkeiten des Engagements und der Kommunikation, einschließlich des gegenseitigen Respekts, die ein Umfeld schaffen, in dem Menschen sich weiterentwickeln können“, so Dr. Shaheed. 

Frau Arriaga fügte hinzu: „Wir können all die richtigen Algorithmen und Gesetze haben … aber wie wir uns letztendlich als Menschen verhalten, hat mit der gelebten Realität unserer Kultur zu tun.“

Sie fügte hinzu: „Deshalb ist das, was die Bahá’í tun, um [Gespräche] zu vertiefen und andere einzubeziehen, so wichtig. Letztendlich ist das, was online passiert, ein Spiegelbild dessen, was im wirklichen Leben passiert. Und wir können das nur in Ordnung bringen, wenn wir … unsere Kultur ändern.“

Frau Fahandej kommentiert die Veranstaltung wie folgt: „Das Forum war ein wichtiger Moment zur Förderung einer gemeinsamen Vision der gesellschaftlichen Akteure, die sich mit Technologie und der Besserung der Gesellschaft befassen. Die BIC plant künftige Veranstaltungen zu diesem Thema, um die sektorübergreifenden Beziehungen weiter zu verbessern.“

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