Von Minnesota nach Langenhain: Ein Sommer am Haus der Andacht

An den verschiedensten Orten der Erde gibt es Bahá’í-Häuser der Andacht, die für alle Menschen geöffnet sind. Sie bieten einen Raum für Gebet, Meditation und Nachdenken. Um den Besuchern ein andächtiges und inspirierendes Erlebnis zu ermöglichen, wirken Mitarbeiter zusammen mit Freiwilligen daran, die Anlagen instand zu halten und als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Ein Haus der Andacht ist auch ein Ort für Dienstprojekte und Engagement. Insbesondere Jugendlichen bietet ein Freiwilligendienst an einem Bahá’í-Haus der Andacht die Möglichkeit, einen hilfreichen, sozialen Beitrag zu leisten und zugleich eine freudvolle, naturverbundene Zeit zu erleben.

Foto: Camille Mahabadi
Camille Mahabati während ihres Freiwilligendienstes am Bahá’í-Haus der Andacht.

LANGENHAIN, Hessen – Camille Mahabadi, eine neunzehnjährige Biomedizintechnik-Studentin aus Minnesota, USA, ist im Juli 2022 für sechs Wochen ans Bahá’í-Haus der Andacht von Europa in Langenhain gekommen. Dort hat sie zusammen mit einem Team freiwilliger Mitarbeiter geholfen, die umliegenden Gärten zu pflegen und die Besucher willkommen zu heißen. Im Gespräch mit Bahá’í vor Ort berichtet sie von ihren Erfahrungen und Eindrücken. Dabei erzählt sie unter anderem von ihren ersten Impressionen des Tempels und ihrem persönlichen Umgang mit Heimweh. 

Wie kam es dazu, dass du für einen Freiwilligendienst ans Haus der Andacht in Deutschland gekommen bist?

Ich wollte meine Semesterferien im Sommer damit verbringen, an einem der weltweiten Bahá’í-Häuser der Andacht auszuhelfen. Also habe ich mich mit dem Beirat des  Hauses der Andacht von Europa in Verbindung gesetzt und erhielt die Möglichkeit, für sechs Wochen nach Langenhain zu kommen. Ich wollte mir die Zeit nehmen, um anderen zu helfen, geistig zu wachsen und in einer neuen Umgebung zu lernen.

Wie sah ein typischer Tag am Haus der Andacht aus? 

Unter der Woche habe ich die meiste Zeit in den Gärten rund um den Tempel verbracht: Blumen gießen, Unkraut jäten, Kompost verteilen und Früchte ernten gehörten zu meinen Aufgaben. An den Wochenenden hatte ich die Gelegenheit, mit mehr Besuchern in Kontakt zu treten und persönliche Gespräche zu führen, da ich Kaffee und Tee serviert habe.

Foto: Maryam Nowotny
Gartenanlage um das Haus der Andacht.

Wie hast du das neue Umfeld und die Menschen vor Ort erlebt? 

Einen Großteil meiner Freizeit habe ich mit langen Spaziergängen im Ort verbracht, bei denen ich vielen Menschen aus der Nachbarschaft begegnet bin. Ich habe mich mit den anderen Freiwilligen und Mitarbeitern echt gut verstanden. Das Umfeld in Deutschland war zwar ganz anders als zu Hause, aber da mich alle so herzlich willkommen geheißen haben, habe ich mich sehr wohl gefühlt.

Wie hast du persönlich das Haus der Andacht und seine Wirkung auf die Besucher wahrgenommen? 

Als ich das Haus der Andacht zum ersten Mal betreten habe, empfand ich ein so beruhigendes und friedliches Gefühl, wie ich es noch nie erlebt hatte. Viele Besucher haben mir von einem ähnlichen Gefühl berichtet. Die Schlichtheit im Inneren des Gebäudes ermöglicht es einem, sich der Natur und einer größeren Kraft verbunden zu fühlen. Ich denke, das macht das Haus der Andacht zu einem ganz besonderen Ort.

Gab es ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung bleiben wird? 

Es war ein trüber und stürmischer Tag und ich hatte großes Heimweh. Am Abend habe ich mich aufgerafft und bin zum Haus der Andacht gegangen, um ein paar Gebete zu sprechen, in der Hoffnung, dass es mir dann besser gehen würde. Nachdem ich einige Zeit meditiert hatte, machte ich mich auf den Weg zurück zu meiner Unterkunft. Die Sonne ging gerade unter und das Feld ums Haus der Andacht herum sah wunderschön aus. Ein Regenbogen erstreckte sich direkt über dem Haus der Andacht – einer der schönsten Anblicke, die ich je erlebt habe. Es hat sich für mich wie ein Zeichen angefühlt und mir dabei geholfen, meine Zeit des Dienstes selbst dann wertzuschätzen, wenn ich mein Zuhause vermisst habe.

Foto: Maryam Nowotny
Dämmerung am Haus der Andacht.

Was nimmst du mit für deinen weiteren Lebensweg? 

Im Laufe meines Freiwilligendienstes habe ich daran gearbeitet, selbstständiger und flexibler zu werden, in einer neuen Umgebung aus mir herauszukommen und offen auf Menschen zuzugehen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, zuerst an andere zu denken, und wie der Dienst einem helfen kann, Gott näher zu kommen. Als ich in Deutschland ankam, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Jetzt geht es für mich weiter mit einer neuen Perspektive, Freunden fürs Leben und Erinnerungen, auf die ich gerne zurückblicken werde.

Bereits im letzten Jahr berichtete Bahá’í vor Ort von Entwicklungen rund um das Haus der Andacht in Langenhain, vom Engagement einiger Jugendlicher und von lokalen Veranstaltungen. Den Artikel dazu können Sie hier lesen. Mehr Informationen über das Haus der Andacht finden Sie hier. Wenn auch Sie gerne das Haus der Andacht in Langenhain besuchen möchten, erhalten Sie hier die aktuellen Besucherinformationen.

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