Kinderklassen in Weil der Stadt

Foto: Diana Neubrandt

Freigebigkeit, Dankbarkeit, Gerechtigkeit – Kinder auf der ganzen Welt lernen in Bahá’í-Kinderklassen, welche Tugenden in ihnen stecken und was sie damit in der Welt bewirken können. Ein besonderes Merkmal dieser Gruppen ist, dass sie allen Kindern zwischen fünf und elf Jahren offen stehen, egal woher sie kommen oder welchem Glauben sie angehören. Diana freut sich jeden Samstag auf genau so eine vielfältige Gruppe, die im Laufe der letzten sieben Jahre in ihrem Ort entstanden ist. 

WEIL DER STADT, Baden-Württemberg. Bald sind die Sommerferien zu Ende. Endlich! Denn dann beginnt auch die Kinderklasse von Diana und ihren drei Freundinnen wieder. „Es ist echt schön. Ich merke, dass sich die Kinder sehr wohl fühlen – vermutlich auch, weil sie bei uns für das, was sie sind, angenommen werden,“ erzählt Diana. Im neuen Schuljahr wollen sie und ihr Team die dann zehnköpfige Kinderklasse in zwei Gruppen aufteilen. An so eine Entwicklung hätte sie vor sieben Jahren nicht gedacht. 

Es begann mit Vertrauen und Freundschaft 

Damals freundete sich Diana mit einigen geflüchteten afghanischen Familien an. Sie übersetzte für sie Dokumente, begleitete sie beispielsweise zum Arztbesuch und bei der Geburt und lud sie regelmäßig zu Kinderfesten der Bahá’í-Gemeinde ein. Dadurch wuchs das Vertrauen und die Freundschaft zwischen ihnen. 

Als Diana dann das Konzept der Kinderklasse vorstellte, waren die Eltern begeistert davon, dass die geistige Erziehung der Kinder, die Veredelung des Charakters und die Liebe zu Wissen und Erkenntnis dort gefördert werden sollten. Zunächst begannen sie mit vier Kindern in der kleinen Behausung der afghanischen Freunde mit einer Kinderklasse. Inzwischen ist sie zu einer aktiven Juniorjugendgruppe geworden. 

Foto: Diana Neubrandt
In der Kinderklasse gibt es viel Raum für Kreativität.

Wer sagt das längste Gebet? 

Gemeinsam mit drei Freundinnen, die wertvolle Erfahrungen aus Kinderklassen in anderen Orten mitbrachten, gründete Diana eine Kinderklasse – zunächst online, da die Covid 19 Pandemie ein Treffen in Präsenz nicht zuließ. Seit April diesen Jahres trifft sich die Gruppe live und erforscht mit Geschichten, Basteln, Singen und Spielen die ihr inne wohnenden Edelsteine. Der erzieherische Ansatz basiert auf folgender Aussage Bahá’u’lláhs: „Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag“(Bahá’u’lláh, Ährenlese 122).  

In der Kinderklasse sind unter anderem das Gebet und Gott wichtige Themen. Drei Kinder haben Eltern, die dem Bahá’í-Glauben angehören. Zwei Kinder sind christlich erzogen und die fünf Kinder der afghanischen Freunde gehören dem muslimischen Glauben an. „Die unterschiedliche Religionszugehörigkeit spielt in der Kinderklasse keine Rolle“ , erklärt Diana. „Die Kinder verstehen sich als eine Gruppe, die eine gemeinsame Liebe zu Gott teilt. Dadurch, dass alle Kinder Gebete von zu Hause kennen, war es sehr einfach, mit ihnen über das Beten zu sprechen. Sie haben eine schöne Beziehung zu Gott. Manchmal gibt es sogar einen Wettstreit, wer das längste Gebet sagt,“  lacht sie.  

Netzwerk der Freundschaft 

Da die afghanischen Familien gut untereinander vernetzt sind, bekamen immer mehr Eltern mit, was in der Kinderklasse passierte und so wuchs die Gruppe, sodass jetzt eine Teilung in zwei altersgerechte Kinderklassen möglich ist. „Dafür benötigen wir unbedingt noch die Hilfe der Juniorjugendlichen, die früher in der Kinderklasse waren,“  sagt Diana. In den vergangenen Jahren haben sie und ihr Team viel gelernt: „Unsere größte Lernerfahrung bisher war, dass der Schlüssel zu allem die wahre Freundschaft ist.“  

Auch in Ihrer Nähe gibt es Kinderklassen. Wenn Sie vorbeischauen möchten oder sich in einer Kinderklasse engagieren möchten, melden Sie sich hier. 

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