Ein Ruhi-Kurs stärkt die Familienbande

Was macht man als Bahá’í-Familie mit der freien Zeit an Weihnachten oder Ostern? Wie kann man die gemeinsame Zeit mit mehr als gutem Essen und lustigen Filmen füllen? Über welche Themen wollen wir wirklich miteinander sprechen und wie können wir ein Umfeld aufbauen, in dem diese Gespräche möglich werden?  

ROSTOCK, Mecklenburg-Vorpommern – Wie viele Familien nutzt auch die große Familie Zendeh die freie Zeit um den Jahreswechsel, um zusammenzukommen. Aus ganz Deutschland kommt die Familie für ein paar Tage nach Rostock. Nur was tut man als Bahá’í-Familie, die ihr Neujahr im März feiert? Wie kann man die gemeinsame Zeit mit Bedeutung füllen?  

In den Gesprächen im Vorfeld kam die Idee auf, gemeinsam einen Kurs des Ruhi-Institutes zu studieren, da die vielfältigen Bücher viele Themen behandeln und zu tiefen Gesprächen sowie zur Reflexion einladen. Dazu kommt eine praktische Komponente, die das Material von anderen Studienbüchern unterscheidet und dabei hilft, dass neu Erlernte in die Tat umzusetzen. 

Die Wahl fiel auf das erste Kapitel des neunten Buches mit dem Titel: „Der Ewige Bund“, welches sich unter anderem mit den Fragen „Wie schaffen wir es in der heutigen Zeit, eine neue Sicht auf die Entwicklungen der Weltgesellschaft zu entwickeln?“ und „Inwiefern vermitteln die Einsichten in die Eigenschaften Gottes Kraft und Energie, um gesellschaftliche Entwicklung voranzubringen?“ beschäftigt. Die beiden Tutorinnen entschieden, den Kurs für alle Interessierten zu öffnen. So kamen zu der Familie noch weitere Freunde dazu, aus der Gemeinde in Rostock, so wie aus Halle, Greifswald und Dresden. 

„Wir wussten selbst nicht, wer noch alles dazukommen würde“, erzählte eine der Tutorinnen. „Aber wir dachten uns, dass wir einfach jeden, der möchte, mit einbeziehen und niemanden ausschließen wollen.“ Am Ende umfasste die Gruppe 15 Personen, die für fünf Tage gemeinsam über die Wirklichkeit Gottes lernten.  

„Außerdem haben wir uns entschieden, jeden Tag nur drei Stunden für das Studium zu nutzen. Dann hat man den Rest des Tages Zeit für andere Aktivitäten und kann das Gelernte noch einmal für sich reflektieren“, erklärte die Tutorin weiter.

Als besonders schön wurden die Gespräche über das geistige Auge und das geistige Ohr empfunden. Die Teilnehmenden stellten sich die Frage: Wie nehmen wir die Welt wahr und wie können wir das Licht der Hoffnung in so chaotischen Zeiten finden? Passen dazu wurde die Zeit genutzt, um am Strand spazieren zu gehen und am Beispiel des äußeren Auges und des äußeren Ohres zu lernen. 

Das von der Gruppe studierte Material beschäftigt sich auch mit den verschiedenen Eigenschaften Gottes. So wird Er zum Beispiel als der Allliebende und der Allwissende beschrieben. Doch was bedeuten diese Namen wirklich? Und wie kann der eigene Alltag von ihnen beeinflusst werden?

Durch die tiefen Reflexionen im Kurs erlebten die Teilnehmenden fruchtbare und persönliche Gespräche. Eine Teilnehmerin berichtete, dass das Besondere des Kurses für sie die liebevolle Atmosphäre war. „Das Familiäre fand ich besonders schön; dass wir uns auch Zeit genommen haben und unsere Verbundenheit gestärkt haben.“ 

In der Fastenzeit im März traf sich die Gruppe erneut für ein Wochenende, um den Kurs abzuschließen. Das Thema des Wochenendes war vor allem die „Fortschreitende Gottesoffenbarung“. Eine Freundin aus Halle kam spontan noch dazu und blieb das ganze Wochenende mit dabei. Eine Teilnehmerin konnte krankheitsbedingt nicht aus ihrem Heimatort nach Rostock fahren und wurde kurzerhand per Videokonferenz dazu geschaltet, denn der Gruppe war es wichtig, dass alle teilnehmen können. 

Die stärkere Einbeziehung der Künste bei diesem Treffen ließ die besprochenen Konzepte anschaulich werden. Es wurden drei Gruppen gebildet, zum Musizieren, Malen oder Dichten. Eine Gruppe vertonte ein Gebet. Eine andere Gruppe malte gemeinsam Bilder zu den studierten Zitaten aus dem Material. Die dritte schrieb Gedichte zu den gewonnenen Erkenntnissen. Durch die kreative Arbeit mit den Konzepten wurde das Verständnis noch einmal vertieft und brachte viel Freude.

In der abschließenden Reflexionsrunde über den Kurs drückten alle Teilnehmer ihre Dankbarkeit darüber aus, teilgenommen zu haben. Eine Kursteilnehmerin sagte: „Durch unsere tiefe Betrachtung des Themas der ‚Fortschreitenden Offenbarung‘ habe ich neue Wahrheiten entdeckt. Das hat mich besonders begeistert!“  

Ein anderer Teilnehmer war dankbar, das erste Mal an einem Ruhi-Kurs teilgenommen zu haben. Er betonte, dass er tiefe Einblicke gewonnen hätte, aber er noch weiter über die Themen nachdenken müsse. 

Eine der Tutorinnen reflektierte am Ende: „Es war gar nicht so leicht, all diese verschiedenen Menschen und die verschiedenen Erwartungen unter einen Hut zu bekommen. Aber da die Liebe zwischen den Teilnehmenden so groß war und wir versucht haben, wirklich jeden mitzunehmen, hat es die Gruppe selbst in die Hand genommen. Jeder hat etwas beigetragen und nur dadurch hatten wir so schöne Gespräche.“ 

Der Wunsch, etwas ähnliches dieses Jahr zu wiederholen, wurde von mehreren Teilnehmenden ausgesprochen.

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