
Freigebigkeit, Dankbarkeit, Gerechtigkeit – Kinder auf der ganzen Welt lernen in Bahá’í-Kinderklassen, welche Tugenden in ihnen stecken und was sie damit bewirken können. Ein besonderes Merkmal dieser Gruppen ist, dass sie allen Kindern zwischen fünf und elf Jahren offenstehen, egal woher sie kommen oder welchem Glauben sie angehören. Im Gespräch mit Bahá’í vor Ort verraten Jasmine, Daria und Maria, warum ihre Kinderklasse im Freien stattfindet und wie ein Zelt die Nachbarschaft bereichert.
Hingabe wird sichtbar
POTSDAM, Brandenburg. Draußen fällt Schnee und es ist bitterkalt, doch auf dem Eisenbahnspielplatz in Potsdam West leuchtet ein Zelt. Seit August kommt hier die Nachbarschaft zur Bahá’í-Kinderklasse zusammen. Am Anfang fand sie noch unter freiem Himmel statt und als sich dann der Winter ankündigte, kaufte das Team ein Pavillon und schmückte es mit Lichterketten. Nun konnte die Kinderklasse auch bei Wind und Wetter stattfinden. „Natürlich hätten wir sie auch in einen Raum verlegen können, aber dann wäre etwas von ihrem offenen Charakter verloren gegangen,” sagt Jasmine. Und Daria fährt fort: „Den Eltern ist dadurch noch mehr bewusst geworden, wie wichtig uns die Kinderklasse ist. Sie haben sich dann auch mehr beteiligt. Mittlerweile bauen wir das Zelt gemeinsam mit den Eltern und Kindern auf und ab.”

Die Nachbarschaft verbinden
Doch wie kamen die Potsdamerinnen auf die Idee, eine Kinderklasse auf dem Spielplatz anzubieten? Maria erinnert sich: „Wir hatten Freunde im niederländischen Utrecht besucht, die bereits viel über Aktivitäten mit Kindern gelernt hatten. Wir haben dann deren Konzept bei uns ausprobiert und das hat geklappt!” In der ersten Augustwoche letzten Jahres traf sich das Team täglich zur Kinderklasse auf dem Eisenbahnspielplatz. Parallel wurden Vertiefungen für die Eltern angeboten, in denen man sich über Themen wie die geistige Erziehung der Kinder austauschen konnte.
Der Spielplatz liegt zentral neben einer Grundschule und zwei Kitas, wodurch jeden Tag neue Familien auf das Angebot aufmerksam wurden. So wurden nach und nach die Namen vieler Beteiligter notiert und die Interessierten anschließend zu Aktivitäten eingeladen, um die Nachbarschaft zu verbinden. Die Freundinnen organisierten auch zwei Familienfeste, zu denen in persönlichen Gesprächen und durch Aushänge in den umliegenden Kitas eingeladen wurde. Mittlerweile trifft sich die Nachbarschaft zwei Mal in der Woche. Mal sind nur fünf Personen dabei, mal bis zu 20.
Studienkreise für die Eltern
Der Charakter der Nachbarschaft rund um den Spielplatz ist multinational. Doch trotz sprachlicher Hürden haben sich bereits enge Freundschaften entwickelt und die Besuchskultur in der Nachbarschaft wurde gestärkt. Auch wenn es sich anfangs schwierig gestaltete, die Eltern für die Teilnahme an einem Studienkreis zusammenzuführen, ist es nun gelungen, einen Kurs zu etablieren, der dazu befähigt, selbst eine Kinderklasse zu leiten. Schon bald sollen auch ein arabisch- und ein englischsprachiger Studienkreis für die Eltern der Eisenbahnspielplatz-Kinderklasse angeboten werden.
Auch in Ihrer Nähe gibt es Kinderklassen. Wenn Sie vorbeischauen möchten oder sich in einer Kinderklasse engagieren möchten, melden Sie sich hier.
Fotos: Jasmine Pyatayeva